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Interview mit Nick Mulder, Gründer und CEO von Hypofriend


Nick Mulder ist Gründer und CEO von Hypofriend, einem aufgehenden familiengeführten Fintechstar und Beratungsportal für B2C Immobilienfinanzierungen, das mittlerweile mit über 750 Partnerbanken zusammenarbeitet, um die optimale Immobilienfinanzierung für seine Kunden zu finden. Das Unternehmen ist komplett eigenfinanziert und hat seinen Hauptsitz ist in Berlin.


Hypofriend Gründer und CEO Nick Mulder

BankenScore: Dein Unternehmen Hypofriend, das ähnlich wie BankenScore auch eine Vermittlungsplattform für Finanzierungen ist, ist ja noch jung. Erzähl uns bitte ein wenig über Hypofriend.

Nick Mulder: Hypofriend habe ich zusammen mit meinem Vater Dr. Chris Mulder und mit Pavel Jurasek Ende 2017 gegründet. Unser Ziel war von Anfang an, Immobilienkäufer dabei zu unterstützen, smarte Finanzierungsentscheidungen zu treffen. Im Gegensatz zu anderen Finanzierungsvermittlern setzen wir dabei auf eine Kombination aus modernster Software und jahrelanger Erfahrung. Unsere selbst entwickelte, leistungsstarke Recommendation Engine (Empfehlungs-Software) sowie unsere fachkundigen Finanzierungsexperten finden aus mehr als 750 Banken und tausenden von Finanzierungsoptionen die optimale Finanzierung für unsere Kunden.

Das Hypofriend-Team besteht mittlerweile aus über 40 Ingenieuren, Ökonomen sowie Immobilienfinanzierungsexperten und -expertinnen, die bereits mehr als tausend Kunden dabei geholfen haben, Baufinanzierungen besser zu verstehen und ihren Traum vom Immobilienkauf in Deutschland zu verwirklichen.

Wir sehen uns selbst als digitaler Freund, der den Käufer auf der Reise zum Hauskauf begleitet und ihn bei jedem Schritt ganzheitlich berät. Die meisten Kunden kommen zu uns, bevor sie überhaupt eine Immobilie gefunden haben. Wir helfen ihnen dabei, zu verstehen, wie viel Haus sie sich leisten können und welche Faktoren die Konditionen der Immobilienfinanzierung beeinflussen. Um die optimale Finanzierung zu finden, stellen wir unseren Kunden viele Fragen und erklären ihnen, welche Auswirkungen ihre Entscheidungen haben. Dabei setzen wir auf Transparenz und Ehrlichkeit.

BankenScore: Wie bist Du auf die Idee zu Hypofriend gekommen?

Nick Mulder: Bevor wir Hypofriend gegründet haben, habe ich schon einige Jahre in Berlin gearbeitet und gelebt. Während dieser Zeit habe ich meine erste Immobilie gekauft und gemerkt, wie anstrengend, stressvoll und intransparent der Prozess in Deutschland ist – und damit meine ich sowohl die Immobiliensuche als auch die Finanzierungsberatung.

Ich bin damals zusammen mit meinem Vater auf dem Fahrrad durch Berlin gefahren und habe am Ende eine neu gebaute Wohnung gefunden, die ich kaufen wollte. Das lief soweit reibungslos, bis es dann um die Finanzierung ging. Das größte Problem war, dass sich die Fertigstellung verzögert hat und der Berater mich nicht über die Möglichkeit eines zinsfreien Bereitstellungszeitraums informiert hat. Deswegen habe ich zwei Jahre lang meine Miete und die Rate für den Kredit parallel zahlen müssen. Profitiert hat am Ende vor allem der Makler, der dank mir eine hohe Provision bekam, obwohl er mich kaum beraten hat.

Die Erfahrung hat mich natürlich beschäftigt und ich habe mich gefragt, warum dieser Prozess so komplex, intransparent und letztendlich auch so teuer sein muss. Mir war klar, dass es eine Möglichkeit geben muss, den Ablauf zu vereinfachen und eine faire, objektive Beratung anzubieten. Wenn man so will, war es also die klassische Art, ein Unternehmen zu gründen: Ein Problem lösen, das man selbst erlebt hat.

BankenScore: Wo steht Ihr heute?

Nick Mulder: Wir sind sehr gut aufgestellt und wachsen kontinuierlich und nachhaltig in allen Bereichen. Hypofriend ist ein profitables Unternehmen, das mehr als tausend Kunden geholfen hat, den Traum vom Eigenheim zu verwirklichen.

Im Gegensatz zu anderen Brokern konzentrieren wir uns auf den gesamten Kaufprozess. Unsere Arbeit beginnt damit, das wir unseren Kunden helfen zu verstehen, ob und wann ein Immobilienkauf sich lohnt und wie viel Haus sie sich leisten können. Darauf basierend können unsere Kunden in ihren Benutzerkonten nach passenden Immobilien von verschiedenen Immobilienplattformen suchen. Mit unserer Software zur Wertermittlung überprüfen unsere Experten, ob der Kaufpreis gerechtfertigt oder überbewertet ist. Mithilfe unseres Finanzierungszertifikates unterstützen wir unsere Kunden dabei, ihre Wunschimmobilie zu reservieren. Im nächsten Schritt erklären unsere Berater, welche Finanzierungsoption am besten zu ihrer jetzigen und künftigen finanziellen Situation passt und wie sie ihre Ersparnisse alternativ anlegen können. Wir sind der einzige Finanzierungsvermittler, der Finanzierungsvorschläge tatsächlich anhand der Kundenpräferenzen und Zukunftsplanung zu den niedrigsten Kosten optimiert.

Wir haben uns darauf konzentriert, ein Transaktionsgeschäft in ein Customer-Journey-Geschäft umzuwandeln. Dafür haben wir den gesamten Tech-Stack rund um unsere Finanzierungsberater entwickelt. Chris und Pavel haben die Finanzierungsberatung komplett neu gedacht, dabei aber auch berücksichtigt, wie unsere Berater ihre Zeit optimieren können. Möglich wurde das durch die Entwicklung unseres eigenen leistungsstarken CRMs.

Das hat uns geholfen, ein Remote-First-Unternehmen aufzubauen, das es unseren Beratern ermöglicht, in ganz Deutschland zu arbeiten. Gleichzeitig bieten wir unseren Kunden eine nahtlose Erfahrung, die es ihnen ermöglicht, sich einfach über Immobilienfinanzierungen und den Hauskauf zu informieren, ohne direkt mit jemandem sprechen zu müssen. Je mehr Transparenz wir bieten, desto mehr Vertrauen bauen wir bei unseren Kunden auf, was am Ende ein Gewinn für uns alle ist.

BankenScore: Hat Corona einen Einfluss auf Euch gehabt, also nach oben wie nach unten?

Nick Mulder: Zu Beginn der Pandemie kam der gesamte deutsche Immobilienmarkt zum Erliegen und unser Transaktionsvolumen ging um fast 40 % zurück. Der Markt hat sich aber schnell wieder erholt. Wir haben das große Glück, dass sich Corona positiv auf den Hauskauf im Allgemeinen ausgewirkt hat. Überall auf der Welt verbringen die Menschen mehr Zeit in ihren Häusern und Wohnungen als je zuvor und der Wunsch nach einem Büro oder mehr Platz hat zu einem Nachfrageanstieg bei Immobilien geführt. Davon haben wir profitiert.

Unsere Online-Plattform ermöglicht es Kunden in ganz Deutschland, nahtlos mit unseren Finanzierungsexperten zu interagieren, sodass wir sie sowohl online beraten als auch ihre Finanzierungen abschließen können, ohne sie jemals persönlich zu treffen. Damit sind wir im Vergleich zu traditionellen Offline-Brokern, die auf persönliche Gespräche angewiesen sind, ausgezeichnet positioniert.

Wir merken bei der Zusammenarbeit mit den Banken allerdings auch, dass es mit der Digitalisierung in diesem Bereich noch nicht so weit her ist. Längere Bearbeitungszeiten sowie nicht implementierte digitale Abläufe haben uns vor allem am Anfang zu schaffen gemacht. Mittlerweile hat sich die Kommunikation aber eingespielt.

Screenshot Hypofriend

BankenScore: Ihr arbeitet also auch eng mit Banken zusammen. Wie stellt sich das für Euch dar?

Nick Mulder: Als wir mit Hypofriend gestartet sind, sind wir auch auf einigen Widerstand bei den Banken gestoßen. Als kleiner, unbekannter Player mit einem Kunden-zentrierten Ansatz in so einem traditionellen Markt hat man es nicht leicht. Über die Zeit haben wir aber mit vielen Banken ein gutes Verhältnis aufgebaut. Dazu kommt, dass unsere Berater alle hervorragend ausgebildet sind und viel Erfahrung mitbringen.

BankenScore: Wie geht Ihr mit Scoring um, sowohl bei Euch wie auch bei den Banken? Betreibt Ihr ein Pre-scoring oder ein Matching bevor Ihr Finanzangebote bereitstellt?

Nick Mulder: Ja, wir haben eine eigene Affordability Scoring Engine entwickelt, die uns dabei hilft, zu berechnen, wie viel der Kunde sich leisten kann. Anhand dieser und weiterer Daten, die wir von unseren Nutzern zur Verfügung gestellt bekommen, und der Bankenrichtlinien können wir aber sehr gut einschätzen, welcher Kunde für welche Finanzierung und Bank infrage kommt. Wenn wir alle Daten verifiziert haben, reichen wir den Antrag bei der jeweiligen Bank ein, die dann entsprechend nach ihren Vorgaben den Fall bewertet und entscheidet.

Wir haben allerdings das Ziel, Inhouse ein System zu entwickeln, das uns ein Pre-Scoring ermöglicht. Das wird allerdings noch etwas dauern, da das Thema Scoring sehr komplex ist. Aber wem erzähle ich das…?

BankenScore: Vergleichsplattformen sind ja sehr beliebt. Wie schätzt Du die allgemeinen Entwicklungen derzeit ein, z.B. Consumer Akzeptanz, Reaktion der Banken oder auch Open Banking?

Nick Mulder: Vergleichsplattformen sind bei Verbrauchern sehr beliebt, stimmt. Warum auch nicht? Ein guter Vergleich kann bares Geld sparen – egal, ob es um Consumer Products, Versicherungen oder Tarife geht. Im Bereich Consumer Loans bzw. Kleinkredite profitieren auch die Banken von den Vergleichsplattformen, da für sie die meist teure Akquisition von Dritten übernommen wird. Open Banking und die Kombination der Nutzer- bzw. Bankdaten mit weiteren Daten kann für alle Beteiligten vorteilhaft sein. Allerdings nur dann, wenn ehrlich und transparent kommuniziert wird. Banken und Unternehmen sollten nicht allein von den Daten profitieren.

Im Bereich Immobilienfinanzierung kann ein Vergleich durch den Kunden auf einem Vergleichsportal allerdings nur ein Anfang sein und sollte immer durch eine fachkundige Beratung erweitert werden. Es gibt einfach zu viele Faktoren, die bei so einer Entscheidung berücksichtigt werden müssen. Man darf nicht vergessen: Die meisten Menschen kaufen in ihrem Leben nur einmal eine Immobilie. Entsprechend sind keine Erfahrungswerte da, auf die man zurückgreifen kann. Bei einer Immobilienfinanzierung gibt es viel zu beachten und ohne eine gute Beratung kann der Traum vom Eigenheim rasch zum Alptraum werden. So wie damals bei mir.