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Kredit nach Corona – die Stunde der Unternehmensbonität


Die COVID-19 Pandemie rief in vielen Bereichen zahlreiche Veränderungen hervor – In diesem Blogbeitrag beschreiben wir, wie es mit dem Kreditgeschäft weitergeht und warum die Unternehmensbonität bzw. Bonität von Selbständigen und Unternehmen dabei immer wichtiger wird.

Vor Corona günstige Wirtschaftslage

Banken konnten sich vor Beginn der weltweiten Pandemie jahrelang an einer aufblühenden und expandierenden Wirtschaft erfreuen, was sich insbesondere in den immer geringeren Kreditausfällen nach der Weltwirtschaftskrise im Jahr 2009 widerspiegelte. Diese Entwicklung resultierte primär in einer kontinuierlichen Verbesserung der durchschnittlichen Unternehmensbonität, die dadurch immer günstigere Zinsen und andere Finanzierungsbedingungen vorfanden. Eine zu beobachtende Entwicklung bei den Banken war eine Auflösung von Wertberichtigungen, wodurch diese ihr laufendes Ergebnis verbessern konnten. Weiterhin haben Banken ihre Kreditabteilungen rationalisiert, da auf Grund der Digitalisierung von Prozessen aber auch der besseren Unternehmensbonität der Kunden weniger Bedarf an einer intensiven Risikoprüfung von Kreditanträgen bestand. Dies begründete sich vor dem Hintergrund, dass die Kreditausfälle im Laufe dieser Zeit abnahmen. Durch die bessere Unternehmensbonität der Kreditkunden konnten auch die Eigenkapitalanforderungen durch die Bankenaufsicht leichter erfüllt werden.

Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität durch Corona, aber Hilfe durch den Staat

Diese positive Entwicklung nahm durch die COVID 19 Pandemie ein plötzliches und unerwartetes Ende:

  1. Der Staat nahm in der Konsequenz seine Verantwortung wahr und brachte zahlreiche finanzielle Unterstützungsmaßnahmen auf den Weg, um die Liquidität von betroffenen Unternehmen aufrechtzuerhalten. Konkret resultierte dies in Übernahmen von Ausfallrisiken bei Geschäftsbanken, oder der Vergabe von Krediten über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) an Unternehmen. So konnten Banken ohne eigene Risikoübernahme eine Darlehensvergabe vornehmen, für die die staatlichen Institutionen im Falle eines Kreditausfalles haften. Banken mussten lediglich einer Sorgfaltspflicht gerecht werden, jedoch nicht selbst für eventuelle Kreditausfälle haften.
  2. Ebenso wurden zahlreiche Hilfsgelder für Unternehmen und Selbstständige initiiert. Gerade auch vor dem Hintergrund der Lockdowns von gesamten Branchen wie Einzelhandel, Gastronomie, Events und Sport, wurden konkrete Zahlungen an betroffene Unternehmen veranlasst.
  3. Darüber hinaus wurde beispielsweise die Insolvenzantragspflicht, welche Unternehmen in ihrem geregelten Geschäftsbetrieb nachkommen müssen, ausgehebelt. Ziel dieser Maßnahme war es, pandemiebedingte Zahlungsunfähigkeiten oder Überschuldungen von Unternehmen bestmöglich zu verhindern oder zumindest einen Aufschub bis zur absoluten Notwendigkeit einer Insolvenz zu gewähren. 
  4. Zudem beteiligt sich der Staat auch direkt an in Schwierigkeiten geratenen Großunternehmen wie Lufthansa oder Tui.

Vor dem Hintergrund, dass diese Maßnahmen in der nahen Zukunft ein Ende finden müssen, wird die Frage aufgeworfen, welche Folgen und Veränderungen sie im Kreditwesen hinterlassen. In jedem Falle verzögern diese Maßnahmen die volle Sichtbarkeit der Krisenauswirkungen bei Unternehmen. 

Nach Ende der staatlichen Maßnahmen größere Herausforderungen für die Unternehmen bei der Suche nach Krediten

Es ist anzunehmen, dass bei einer Rückkehr in die marktwirtschaftliche Unternehmensfinanzierung die Folgen, welche wirtschaftlich hingenommen werden mussten, auch die Finanzierungssuche von Unternehmen kurz- und mittelfristig erschweren werden. Beispielsweise mussten Umsatzeinbußen hingenommen werden, die zwar mit einem Kredit überbrückt werden konnten, jedoch ersetzt eine solche Überbrückung keinesfalls den entgangenen Umsatz, sondern steigert zusätzlich den Verschuldungsgrad der Unternehmung. So ist ebenso zu vermuten, dass Banken einen höheren Prüfungsaufwand bei der zukünftigen Kreditvergabe haben werden. So müssen die Risiken der Finanzierung auf Grundlage der sich veränderten Bedingungen neu bewertet und gegebenenfalls auch neu bepreist werden. In dieser Entwicklung können Komplikationen eintreten, da Banken in Zeiten von günstigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ihre Kapazitäten zur Kreditanalyse verringert haben und folglich der erhöhte Arbeitsaufwand aufgefangen werden muss. Auch dieser Umstand lässt eine Umlage der entstandenen Mehrkosten auf den Darlehensnehmer erwarten, da Banken das Kreditgeschäft trotz der steigenden Aufwendungen für sich wirtschaftlich gestalten müssen. Somit haben Unternehmen in diesem Zug trotz der anhaltenden Niedrigzinspolitik der Zentralbanken und auf Grund von Negativzinsen für Geschäftsbanken schlechtere Konditionen zu erwarten, mindestens aber eine stärkere Spreizung der Konditionen je nach Unternehmensbonität. Weiterhin könnten in Zukunft zur Abmilderung des Kreditrisikos die Anforderung an eine höhere Eigenkapitalquote seitens der finanzierungssuchenden Unternehmen bestehen, oder eine zusätzliche Bürgschaft, zum Beispiel durch die teilhabenden Gesellschafter von Nöten sein. 

Unternehmen sollten im Umfeld der Unternehmensfinanzierung und Kreditsuche nach Corona besonderen Wert auf die Pflege ihrer Unternehmensbonität legen, welche vielfältig positiv beeinflusst werden kann. Mehr dazu im Registrierungsbereich von BankenScore.