Unsere Experten-Interview Serie

Experteninterview – „Wie kann man seine Chancen auf einen Kreditabschluss verbessern?“ (Teil 2/2)

Elfriede Hübner, Kreditexpertin, im Interview.


Unser Experten-Interview: Frau Hübner, Kreditexpertin


Im Rahmen unserer Arbeit treffen wir immer wieder auf interessante Personen. Diese möchten wir Ihnen im Rahmen unserer Experten-Interviews vorstellen. Diese Woche freuen wir uns Ihnen ein Interview mit Frau Elfriede Hübner präsentieren zu dürfen. Frau Hübner ist eine Kreditexpertin in der Unternehmensfinanzierung Kreditexpertin (www.kreditexpertin.de), die über 20 Jahre in Ihrem Bereich aktiv ist:

  • Analystin und Teamleiterin in der Nürnberger Filiale einer deutschen Großbank
  • Sachgebietsleiterin Firmenkredite bei einer deutschen Großbank

Aber lassen wir Sie sich selbst vorstellen. Wir bedanken uns bei Frau Hübner für die Zeit, die Sie sich genommen hat und hoffen, dass Sie sich als unsere Leser genauso über das großartige Interview freuen, wie wir es getan haben – aber überzeugen Sie sich am besten selbst:

Wie kann ein Unternehmen typischerweise seine Finanzen verbessern?

Der erste und wichtigste Schritt zur Verbesserung der Unternehmensfinanzen ist so einfach wie effektiv: Rechnungen zeitnah schreiben und den Zahlungseingang konsequent verfolgen. Im Unternehmensalltag wird das allerdings oft sträflich vernachlässigt, insbesondere das Mahnwesen. Ebenso wie die Optimierung der Lagerhaltung. Auch hier muss die Liquidität allzu oft hinter der (vermeintlich) besseren Rentabilität zurückstehen, wenn beispielsweise zur Nutzung von Mengenrabatt mehr eingekauft als aktuell benötigt wird oder unnötig hoher Vorrat produziert wird.

Was ist Working Capital Management?

Working Capital Management ist das aktuelle Schlagwort zu diesem Thema. Das Working Capital eines Unternehmens berechnet sich aus der Differenz von Umlaufvermögen zu kurzfristigen Verbindlichkeiten. Dieser Saldo sollte positiv sein. Denn nur dann ist das gesamte Anlagevermögen (und ein Teil des Umlaufvermögens) langfristig finanziert. Genauso fordert es die goldene Bilanzregel, weil es Voraussetzung für die finanzielle Stabilität eines Unternehmens ist.

Ziel von Working Capital Management ist es, die Kapitalbindung im Umlaufvermögen möglichst niedrig zu halten und damit die Liquidität des Unternehmens zu sichern. Damit eine störungsfreie Unternehmensliquidität auch durchgängig sichergestellt ist, ist zusätzlich eine rollierende Liquiditätsplanung über einen Zeitraum von mindestens sechs Monaten notwendig. Nur so lassen sich kurzfristige „Überraschungen“ hinsichtlich ungedeckter Zahlungsverpflichtungen vermeiden.

Sprechen wir über Bonität: wie kann man typischerweise seine Bonität verbessern? Gibt es Unterschiede nach Ihren Segmenten?

Die Bonität, also die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens, ermitteln Banken mit Hilfe ihrer Ratingsysteme. Obwohl jede Bankengruppe ihr eigenes Ratingsystem hat, das im Detail durchaus zu unterschiedlichen Ergebnissen führen kann, gibt es grundsätzlich eine Unterteilung in:

  • „harte“ Ratingfaktoren, das sind die Zahlen aus dem aktuellen Jahresabschluss und
  • „weichen“ Ratingfaktoren, dabei wird u.a. die Unternehmensführung, das -angebot, das Marktpotenzial, der Wettbewerb und nicht zuletzt die Kontoführung beurteilt.

Eine Verbesserung der harten Faktoren ist in den meisten Bereichen nur mittel bis langfristig zu realisieren. Dabei müssen die einzelnen Prozesse im Unternehmen grundsätzlich durchleuchtet und hinterfragt werden.

Kurzfristiges Verbesserungspotenzial bei weichen Faktoren

Gute Möglichkeiten zur schnellen Verbesserung der Bonität gibt es vor allem bei den weichen Faktoren. Das heißt zuallererst eine Kontoführung konsequent innerhalb der vorgegebenen Linien. Eine ordentliche Kontoführung gelingt auf Dauer aber nur mit einer vorausschauenden Liquiditätsplanung. So lassen sich mögliche Liquiditätsengpässe rechtzeitig erkennen und umgehen.
Eine Verbesserung bei den weichen Faktoren erreicht man auch, indem man realistische Planzahlen liefert, Abweichungen analysiert und aufzeigt wie es weitergehen soll. Aber auch, indem man sich abzeichnende Probleme frühzeitig und offen anspricht. Das alles erfordert ein adäquates Controllingsystem im Unternehmen. Mittlerweile gilt prinzipiell: ohne Controlling kein Kredit.

Was sich negativ auswirkt

Was sich auf jeden Fall negativ auf das Ratingergebnis auswirkt, sind Abhängigkeiten des Unternehmens von einzelnen Branchen, noch mehr von einzelnen Kunden aber auch von einzelnen Lieferanten. Auch – aber nicht nur aus diesem Grund – sollten Unternehmen auf eine sinnvolle Streuung ihrer Kunden und Lieferanten achten.

Bedeutung der Kundenbetreuung

Und noch etwas, was oft vergessen wird: die für das Unternehmen zuständigen Kundenbetreuer*innen. Sie sind die Schnittstelle zwischen Unternehmen und Bank. Sie treffen zwar nicht die Kreditentscheidungen, haben es aber in der Hand, welche Informationen wie weitergegeben werden. Halten sie ein Unternehmen für nicht kreditwürdig, geht der Antrag erst gar nicht in die Kreditabteilung zur Prüfung. Gerade bei Technologieunternehmen achte ich darauf, dass das Kreditgespräch im Unternehmen und nicht bei der Bank stattfindet. Nach der Besichtigung eines gut geführten Unternehmens habe ich schon oft ein „Leuchten“ in den Augen des/der Kundenbetreuer*in gesehen. Dann kann man davon ausgehen, dass sie den Antrag engagiert verfolgen.
Diese Aussagen gelten prinzipiell für alle Unternehmen. Allerdings kommen manche Branchen aufgrund eines schlechten Branchenratings generell schlechter an Kredite als andere. Hier ist es umso wichtiger die eigenen Stärken und die Abgrenzung von den branchenüblichen Problemen deutlich zu kommunizieren.
Wie kann man generell seine Chancen auf einen Kreditabschuss verbessern?
Dazu sollten Unternehmen folgende Regeln beachten:

  1. Kontoverbindungen zu mehreren Banken aufbauen
  2. Frühzeitig mit der Bank über den anstehenden Finanzierungsbedarf sprechen
  3. Aussagefähige Kreditunterlagen vorbereiten

Worüber freuen Sie sich, wenn Sie mit Klienten arbeiten? Nennen Sie uns eine Erfolgsgeschichte.

Privat habe ich einen ausgeprägten Hang zu Krimis. Auch beruflich bin ich gerne detektivisch unterwegs. Da beschränke ich mich aber darauf, verborgenes Potenzial im Unternehmen aufzudecken. Auch viele kleine Unternehmen verfügen über besonderes Know-how, liefern ihren Kunden einen ganz speziellen Mehrwert oder haben Kooperationen/Kontakte/Beziehungen, mit denen sie sich im Wettbewerb durchsetzen können. Dieses spezielle Potenzial zu entdecken und so darzustellen, dass es auch potenzielle Kapitalgeber erkennen, ist eine Herausforderung, die ich immer wieder gerne annehme.

Besonders freut es mich, wenn mir das in einem eher aussichtslosen Fall gelingt. Wie bei einem Fitnessstudio. Fitnessstudios gehören zu einer der Branchen, bei denen Banken schon von vornherein abwinken. Hier gab es aber einige Besonderheiten, die das Vorhaben in meinen Augen finanzierbar machten. Das Konzept, das vom Franchisegeber zur Verfügung gestellt wurde, haben wir komplett überarbeitet und an die konkreten Gegebenheiten angepasst. Mit Erfolg, denn am Ende hatten wir die Finanzierungszusage von zwei Banken, die sogar mit dem von uns vorgeschlagenen öffentlichen Förderkredit zu besonders günstigen Konditionen einverstanden waren. Laut Aussage meines Kunden gab es zu diesem Zeitpunkt bereits 36 andere Standorte dieses Franchisegebers, die „unter vergleichbaren Voraussetzungen keine Kredite erhielten“.

DANKE für dieses Interview, Frau Hübner.

Sind Sie neugierig geworden und wollen Sie mehr erfahren? Verfolgen Sie unseren Blog, wir veröffentlichen regelmässig Interviews in unserer Expertenserie.

Seien Sie gespannt!!!

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